Glashüttenfeste

Glas und Mensch: in einem Hüttenabend der besonderen Art wurde der neue KSS-Geschäftsführer vorgestellt - Lustiges und Nachdenkliches zur Glasmachertradition und aktuellen Situation



»Lustig sein und nachdenklich werden« war ein gut besuchter Hüttenabend der besonderen Art in der Ofenhalle der Kristallglasfabrik überschrieben. Die Veranstaltung lief im Rahmen der Sonderführungsreihe des Nationalparks, die heuer mit »Waldglas zerbrechlich & lebendig« überschrieben ist. Äußeres Symbol für die Reihe ist das Ankern der Glasarche vor dem Verwaltungsgebäude der Glasfabrik.

Durch das Programm von »Glas und Mensch« führte Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Reimeier. Er verstand es, nicht nur Brauchtum und Tradition rund um das Glasmachen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern ebenso die aktuelle, nicht mehr so rosige Situation für die Glashütten als wichtige Erwerbszweige in der Region.

Gleich zu Beginn stellte sich der neue Geschäftsführer der Kristallglasfabrik Spiegelau vor, die im Herbst - ebenso wie das Nachtmann-Werk in Riedlhütte - von der Riedel Glas GmbH in Kufstein übernommen worden war. Gerald Mader löst damit Siegfried Klante ab, der fast 36 Jahre lang die KSS geleitet hatte.

Klante sprach in seiner Abschiedsrede von der fast 500-jährigen, wechselvollen Geschichte der Kristallglasfabrik Spiegelau, in der Glas und Mensch untrennbar miteinander verbunden waren. Er erinnerte an die 50-er Jahre, als die Glasmarke noch unter »Helios Kristall« bekannt war, an die glücklichen Jahre bis Ende der 80-er, als große Probleme die Firma fast zum Scheitern brachten. Nach der Übernahme durch die Firma Nachtmann ging es stetig bergauf. »Heute haben wir mit unseren aktuellen und trendigen Gläsern in bester Qualität die Märkte auf der ganzen Welt erobert. Unsere Mitarbeiter identifizieren sich mit ihrem Glas und freuen sich, wenn sie irgendwo auf Spiegelauer Glas treffen. Die Glasarche ist ein Symbol für die enge Verbindung zwischen Glas und Mensch, aber auch für Zuversicht.«

Sein Nachfolger Mader, der seit 1972 im Glasgeschäft tätig ist, dankte für den »warmen Empfang« in Spiegelau. »Aus Spiegelau und Riedel ist ein Flaggschiff geworden«, verwies er auf die erfolgreichen Unternehmen. Nach seinen und Georg Riedels Worten auf der jüngsten Pressekonferenz in München wird Spiegelauer Glas nicht nur auf dem Wasser, sondern auch auf der »Rennbahn« weiterhin Gewinne einfahren. »Spiegelauer Glas ist unser Rennpferd. Das wird bald auch ein neuer Schriftzug in Ferrari-Rot symbolisieren«, kündigte Mader an. Trotz der Übernahme sollen alle drei Glasmarken Riedel, Spiegelau und Nachtmann getrennt am Markt weitergeführt werden.

Landrat Alexander Muthmann sprach vom Spiegelauer Glas als »Imageträger« für die Region. »Dass die bayerische Staatsregierung Spiegelauer Glas verschenkt, beweist, wie hoch die Wertschätzung ist.« Er lobte das Traditionsbewusstsein, die hohe Qualität und das Engagement der fleißigen Beschäftigten in der Glasfabrik. Glas sei zudem als Kunstobjekt ein wichtiger Kulturträger.

Weder eine Hetzrede halten, noch einen Kniefall machen, wollte Bürgermeister Josef Luksch vor dem neuen Eigentümer Riedel und dem neuen Geschäftsführer Mader. Vielmehr sei er bestrebt, auch weiterhin die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und dem wichtigsten Arbeitgeber in Spiegelau zu suchen. »Ich habe zwei Wünsche: dass die Glasmachertradition weiter leben darf und wir sie nicht eines Tages nur mehr im Museum wiederfinden und dass sich das Bewahrende der Arche so auf das Glasmachen bezieht, dass uns dieser Wirtschaftsstandort erhalten bleibt.«
Zwischen den Reden wurden die Ohren verwöhnt mit alten Waldler- und Glasmacherliedern, gesungen vom 40-köpfigen Männerchor Rachel-Lusen unter Leitung von Pfarrer Hubert Gerstl oder von den heiteren bis kritischen Liedern, für die Otto Öllinger und seine Freunde Alfred Resch und Sepp Scholz (Gotthard Seidl fehlte diesmal) bekannt und beliebt sind.
Begleitet von Karl-Heinz Reimeier durften die Gäste selber aktiv werden und den »Glasmacher« und später das »Glasmacherleben« anstimmen. Christa Steger hatte zwei Auftritte - mit einem Gedicht von Paul Friedl über eine alte, aufgelassene Glashütte und als verzweifelter Glasschmelzer, der mit Hilfe des Glashüttengeistes Durandl (unter der Maske steckte Josef Herzog ) das Rezept für das strahlende Goldrubin entdeckt.
Und auch die Augen kamen nicht zu kurz. An einem Drei-Liter-Weinglas zeigten die Glasbläser die einzelnen Arbeitsschritte und in einer Dia-Schau, zusammengestellt von Lukas Laux, Sabine Eisch und Herbert Pöhnl, wurde die Reise der Glasarche seit 2003 beeindruckend beschrieben.

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INFO: Glashüttenfeste in der Ofenhalle der KSS sind heuer am 6. Mai, 27. Mai, 22. Juli, 5. August, 26. August und 9. September.