Neue Attraktion im Alt-Nationalpark: privater Investor will Tierfreigelände und Hans-Eisenmann-Haus mit Holzbohlenweg verbinden.
Hoch hinaus will ein privater Investor am Hans-Eisenmann-Haus: Dort soll ein Baumwipfelpfad die Gäste des Nationalparks in luftiger Höhe durch den Wald leiten. Nationalpark-Chef Karl Friedrich Sinner findet die Idee prinzipiell toll, aber: Sinner hat die Planer gebeten, sich die Verhältnisse jetzt im Winter anzusehen, um nicht unliebsame Überraschungen wegen möglicher Schnee-Massen und -Lasten zu erleben.
»Die Initiative ging vom Investor aus, er ist auf uns zugegangen«, sagt Sinner zur möglicherweise neuen Attraktion im Alt-Nationalpark. Mehrere Fliegen mit einer Klappe würde durch dieses 2- bis 3-Millionen-Projekt indes der Park selbst schlagen, denn: Nach den vorläufigen Plänen verläuft der Baumwipfelpfad nahe des »Schaufensters der Region« über die Basisstraße hinweg Richtung Hans-Eisenmann-Haus. Besser gesagt: »Er würde Tierfreigelände und Hans-Eisenmann-Haus ideal verbinden«, freut sich der Nationalpark-Leiter. Beim neuen »Haus zur Wildnis« am Falkenstein bilden Museum und Tierfreigelände II eine Einheit, in Neuschönau trennt eine Straße die beiden Nationalpark-Angebote. Doch mit dem geplanten 441 Meter langen Holzbohlen-Weg soll das anders werden.
Los geht's vom Boden weg zunächst auf zwölf Meter Höhe, maximal kann der Baumwipfel-Spaziergänger von 19 Metern über der Erde den dort unter ihm liegenden Bergmischwald mit Tannen, Buchen, Fichten und Totholz betrachten. Das maximale Gefälle soll fünf Prozent betragen, weitere himmlische Momente soll ein Aussichtsturm bescheren. Von zwei Plattformen können dort die Blicke in die Ferne schweifen, Plattform 1 liegt 10 Meter über dem Boden, die zweite Schau-ins-Land-Ebene auf prickelnden 34 Metern - insgesamt misst der Turm 43 Meter.
Neben diesen sicher faszinierenden Einblicken in den Bayerischen Wald bietet der Baumwipfelpfad auch ein bis zwei schwankende Hängebrücken, über die der Besucher nicht gehen muss - aber kann. »Das Erlebnis der Höhe muss möglich sein«, so der schlichte Kommentar von Sinner zu diesen hohen Zielen.
Die Pläne sind laut Sinner so weit in trockenen Tüchern (»Vom Landratsamt gibt es auch schon ein Signal«), dass schon in diesem Jahr mit dem Bau begonnen werden könnte. Aber weil Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist, hat Sinner jetzt die Initiatoren gebeten, Skizzen und Zeichnungen aus dem Computer mit den Verhältnissen vor Ort abzustimmen. Denn im Winter regiert am Lusen der Schnee, der den neuen Baumwipfelpfad zwar belasten wird, ihm aber nicht zur Last werden darf.
»Da steckt noch viel Kleinarbeit drin«, weiß der Nationalpark-Leiter um die Schwere der Aufgabe. Schließlich könnten ja auch nicht einfach die Bagger anrollen und Schneisen in den Wald hauen, »wir müssen auch Rücksicht auf Tiere und Wurzeln nehmen«.
Dass ein solcher Weg in einem Nationalpark indes gangbar ist, beweist ein Beispiel aus Thüringen: Dort, im Nationalpark Hainich, wurde Ende August ein Baumkronenpfad eröffnet und zählte bis Saisonende im Oktober 115 000 Besucher.
Mit einer ähnlichen Resonanz kalkulieren nach den Worten von Sinner auch die Betreiber des Neuschönauer Weges durch den Wald, die bei 40 000 Gästen schwarze Zahlen schreiben. Und das sollte machbar sein. Sinners einfach Rechnung dazu: Geht nur jeder Dritte der jährlich 120 000 Besucher des Hans-Eisenmann-Hauses durch die Baumwipfel, rentiert sich die Anlage.
Selbstverständlich müssen die Besucher dort Eintritt zahlen, aber das werde der Gast verstehen, glaubt Sinner. Im Nationalpark Hainich müssen Wanderer für den Hoch-Weg nicht tief ins Portemonnaie greifen, für Erwachsene kostet es sechs Euro, für Kinder ab sechs Jahren vier Euro. »Über Preis-Nachlässe und Verbundsysteme mit Bayerwald-Ticket oder Igelbus-Karten müssen wir nachdenken«, sagt der Nationalpark-Chef - aber zunächst muss der Investor seine hoch gesteckten Ziele noch mit den Bayerwald-Realitäten in Einklang bringen.