Bayerische und böhmische Gemeinden einig im Kampf für die Öffnung - Unterstützung durch Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald und Euregio - der Schlüssel liegt bei den Politikern in Prag und den tschechischen Umweltverbänden
Im Bayerischen Wald stößt Schengen an seine Grenzen: das Betretungsverbot der Zone I im Nationalpark Sumava konterkariert den Wegfall der Grenzkontrollen, denn für Wanderer soll nach dem Willen der Verwaltung des Nationalparks Sumava die Grenze bestehen bleiben. Zwar sind mit Schengen die Grenzen offen, aber an den meisten grenzüberschreitenden Wegen darf die Staatsgrenze nach Tschechien nicht übertreten werden, denn die Verwaltung des Nationalparks Sumava will die Übergänge geschlossen halten. Ein großes Problem sind auch die tschechischen Umweltverbände. Sie haben einen guten Draht zum tschechischen Umweltminister und laufen gegen jedliche Aktion für die Öffnung weiterer Grenzübergänge Sturm.
Einerseits sollen die Grenzkontrollen wegfallen, andererseits wird eine „Grüne Grenze“ aufgebaut: Durch das absolute Betretungsverbot der so genannten Zone 1 im Nationalpark Sumava geht bei den tschechischen Nachbarn gar nichts, während im Nationalpark Bayerischer Wald in den Sommermonaten in dieser Zone auf den vorgegebenen Wegen gewandert werden darf und nur ein Wegegebot engehalten werden muss.
Eines der Argumente der tschechischen Seite für die Schließung ist, dass man personell nicht an jedem Grenzübergang Polizeibeamte stationieren könne, um die Wanderer zu kontrollieren. Mit dem Beitritt Tschechiens zum Schengener Abkommen zählt dieses Argument nicht mehr. Und trotzdem bleibt die Verwaltung des Nationalparks Sumava eisern. Nur zwei Grenzübergänge bei Finsterau und Hinterfirmiansreut sollen - wenn es nach der Verwaltung des Nationalparks Sumava geht - künftig geöffnet werden.
Aber: ist die Verbotsregelung auf Dauer überhaupt durchsetzbar?
Die Grenzgemeinden in Bayern und Böhmen sind sich einig, dass dies nicht möglich ist. Und überhaupt: was ist für die Natur schädlicher: Leute, die quer durchs Unterholz trampeln, oder Urlauber, die auf Wegen wandern? Sie haben daher eine gemeinsame Resolution mit einem Vorschlag für die Öffnung von insgesamt 25 Übergängen entlang der bayerisch-tschechischen und tschechisch-österreichischen Grenze vorgelegt. Elf davon liegen im Landkreis Freyung-Grafenau.
Im Ringen um die Öffnung der grenzüberschreitenden Wanderwege zwischen Bayern und Böhmen werden die Gemeinden diesseits und jenseits der Grenze von der Euregio (Sektionen Bayern, Oberösterreich und Sumava), einige Touristikern sowie der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald unterstützt. Für die Gemeinden ist die Öffnung der grenzüberschreitenden Wanderwege nicht nur touristisch von größter Bedeutung, sondern auch wenn es um Fördergelder der EU geht. Nur für gemeinsame Projekte von Bayern und Tschechen gibt es künftig noch Geld. Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen von touristischen Kooperationen werden verbaut, wenn man die Grenzübergänge nicht öffnet.
Niemand will, dass Wanderer kreuz und quer über die Grenze laufen. Dies ist auch gar nicht erlaubt, weil es sich sowohl auf bayerischer als auch auf tschechischer Seite des Nationalparks um ein Schutzgebiet handelt. Mit einer gezielten Besucherführung, z.B. dass erst einmal nur Gruppen mit einem Führer die Grenzübergänge nutzen können, lässt sich das aber sicher besser steuern, als mit Verboten.
Hoffnung besteht am ehesten noch für die Öffnung des Grenzübergangs Blaue Säulen beim Lusen. Hier hätte die tschechische Seite Bereitschaft angekündigt. Die Gemeinde Modrava hat ausserdem ein neues Gutachten in Auftrag gegeben. Man erwartet, dass ein solches aufzeigen wird, dass die Öffnung des Überganges mehr Nutzen als Schaden bringt.