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Adalbert Stifter

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Am 23. Oktober 1805 wurde Adalbert Stifter im böhmischen Oberplan als Sohn eines Leinenwebers und Kleinbauern geboren. Der Dichter liebte das Waldland, seit seiner Jugendzeit hatte er enge Beziehungen zum bayerischen Dreisesselgebiet.

Persönlichkeit

Adalbert Stifter war als Dichter, Prosaiker, Pädagoge, Maler, Philosoph und Naturwissenschaftler eine universale Persönlichkeit, deretwegen er unter die wichtigsten Persönlichkeiten der Literatur- und Kulturgeschichte Mitteleuropas im 19. Jahrhundert eingereiht wird.

Seine Arbeiten widmete er dem Schutz von Kultur- und Kunstdenkmälern, der Literaturkritik, der Religion; bekannt ist seine politische Anschauung, seine Beziehung zu Freiheit und Demokratie.

Adalbert Stifter setzte nicht nur seine Zeitgenossen und Biographen in Erstaunen, seine Botschaft spricht auch heute noch dank ihrem Humanismus und der überzeugenden Sehnsucht nach einer Verständigung zwischen den Menschen und Völkern eine verständliche Sprache.

Der Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann (1875 - 1955) bezeichnete Stifter als einen der „merkwürdigsten, hintergründigsten, heimlich kühnsten und wunderlich packendsten Erzähler der Weltliteratur“.

Biographie

Adalbert Stifter wuchs in dem bescheidenen, bäuerlich-handwerklich geprägten Milieu des Waldlandes auf, seine primären Erfahrungen waren die genau geregelte Lebenswelt der ländlichen Gemeinschaft und die Naturlandschaft des Böhmerwaldes.

Als hochbegabter Schüler kam Adalbert Stifter 1818 an das Gymnasium des Benediktinerstiftes Kremsmünster, wo er mit besten Erfolgen das Gymnasialstudium absolvierte. Aus dieser Zeit stammen die ersten Dichtungen und Malereien.

1826 ging Stifter nach Wien und studierte Rechtswissenschaft. Noch vor seinem Abschluss wechselte er zur Mathematik, Naturwissenschaft und Astronomie über, daneben betätigte er sich autodidaktisch als Maler.

Den Lebensunterhalt verdiente sich Stifter als Hauslehrer bei Bürger- und Adelsfamilien. Zu tragischen Grunderfahrungen wurden seine Liebesbeziehungen: Das vergebliche Werben um Fanny Greipl, die Tochter eines wohlhabenden Leinwandgroßhändlers im heimatlichen Friedberg, wurde für Stifter zu einem Trauma- er flüchtete in die Ehe: 1837 heiratete er die attraktive, aber geistig anspruchslose Amalie Mohaupt. Das Ehepaar fristete mit dem mageren Einkommen Stifters als Hauslehrer und freischaffender Künstler ein dürftiges Leben.

Mit der Veröffentlichung der ersten Erzählungen in Zeitschriften und Taschenbüchern hatte Stifter unerwarteten Erfolg, der sich fortsetzte mit den Erzählungen „Das Heidedorf“, „Der Hochwald“, „Die Mappe meines Urgroßvaters“.

Während der Revolution kam Stifter im Mai 1848 nach Linz, seinem endgültigen Wohnsitz und Wirkungsort. 1850 wurde er zum Landesschulinspektor für Volksschulen in Oberösterreich bestellt. Er setzte sich sehr für die Verbesserung des Schulwesens ein. Er war auch maßgeblich an der Gründung der ersten Realschule in Linz beteiligt. Das Linzer Kulturleben wurde durch die von Stifter initiierte Landesgalerie am Landesmuseum wesentlich bereichert. Seine Hauptwerke der Linzer Zeit waren die „Bunten Steine“, „Der Nachsommer“ und der böhmische Geschichtsroman „Witiko“.

Stifters letzte Lebensjahre waren von Bitterkeit über die mangelnde Resonanz seines künstlerischen Schaffens überschattet. Mehr und mehr hatte er unter psychosomatischen Störungen zu leiden, schließlich ergriff ihn ein unheilbares Leberleiden. Genesungsurlaube im bayerischen Lackenhäuser und in Kirchschlag bei Linz und Kuraufenthalte in Karlsbad brachten nur vorübergehende Besserung. 1865 trat Stifter als k.u.k. Hofrat in den Ruhestand.

Adalbert Stifter in Lackenhäuser

Stifter war oft im Rosenberger Gut in Lackenhäuser, das Matthias Rosenberger im Jahr 1818 nahe dem Wald erbaut hatte und das bald zu einem Zentrum des beginnenden Tourismus im Dreiländereck wurde.

Franz Xaver Rosenberger (1820 - 1895), der Sohn des Matthias, baute 1854 neben dem Gut ein Wirtshaus und die Marienkapelle. Er wurde zum Freund Adalbert Stifters, dem er wiederholt dasLadenstöckl im Seitenflügel des Rosenberger Gutes als Ferienwohnung überließ. Sechsmal war Stifter von 1855 bis 1866 mit seiner Frau und Ziehtochter, mit Freunden und Bekannten und zeitweise auch allein in Lackenhäuser, oft monatelang, zusammen mehr als 370 Tage, davon nicht weniger als 140 im Jahr 1866, als er hier zum letzten Mal Erholung suchte: „Meine ganze Seele hängt an dieser Gegend. Wenn ich irgendwo völlig genese, so ist es dort …“
(an den Freund Franz Xaver Rosenberger, Linz, 17. März 1865).

Trotz der „Heilsamkeit des Waldes“ genas Stifter jedoch nicht, denn seine Leberzirrhose war unheilbar. Der Dichter findet dennoch „ungeheures Labsal in den weiten breiten Wäldern“, und er preist überschwänglich diese Landschaft:

„Jener Waldfleck gehört zu den reizendsten unserer Erde…„

oder:

“Der Aufenthalt in dieser für mich entzückenden Gegend gehört zu den glücklichsten Tagen meines Lebens.“

Zum Leberleiden kam ein Nervenleiden: In panischer Angst erlebte Stifter im November 1866 in Lackenhäuser jenen gewaltigen Schneefall, den er in der Erzählung „Aus dem bairischen Walde“ minutiös beschrieb.

Die Aufenthalte in Lackenhäuser dienten aber nicht nur der Erholung, sondern auch dem dichterischen Schaffen: Hier schrieb er große Teile des historischen Romans „Witiko“ (erschienen in 3 Bänden 1865 - 1867), in dem Stifter das Rosenberger Gut zum Haus machte, „in welches Witiko von Bertha geführt wurde“. Hier entstand der Entwurf zur Erzählung „Der fromme Spruch“ (1867, gedruckt erst 1869), und hier hat auch die Erzählung „Der Waldbrunnen“, die 1866 erschien, ihren Schauplatz.

Das Werk Stifters, das voll und ganz dem Rosenberger Gut in Lackenhäuser und seiner Umgebung gewidmet ist, ist die 1867 erschienene Erzählung „Aus dem bairischen Wald“, einer
dichten Erlebnisskizze mit all seinen Eindrücken und Erfahrungen, die er bei seinen Aufenthalten dort gewonnen hatte.

Adalbert-Stifter-Museum

Im Rosenberger Gut in Lackenhäuser, seit 2010 ein Rosenium-Altenheim, wurde am 19. September 2014 das neue Adalbert-Stifter Museum „Stifter und der Wald - Museum im Rosenberger Gut“ eröffnet. Die Ausstellung widmet sich der Hausgeschichte sowie dem Leben und Werk des Dichters und seiner Verbindung zum Böhmerwald.

Adalbert Stifter Denkmal am Plöckenstein

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Der Granitobelisk auf dem Plöckenstein,
dem wunderbaren Naturschauplatz von
Stifters „Hochwald„ und „Witiko“.

Die gemeißelten Inschriften auf dem Obelisk:

an der Vorderseite: A. Stifter, dem Dichter des „Hochwald.

an der Seite zum See: Errichtet 1876-1877.

an der linken Denkmalseite: Auf diesem Anger, an diesem Wasser ist der Herzschlag des Waldes.

an der rechten Denkmalseite: „Lieg' in hohes Gras gestrecket, schaue sehnend nach der Felswand (was ein Teil aus Stifters Gedicht „In den Bergen“ ist)




siehe auch

adalbert_stifter.1532006012.txt · Zuletzt geändert: 2018/07/19 13:13 von gfreund

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