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neues_im_nationalpark_bayerischer_wald [2019/09/25 10:01]
gfreund [So denken Schüler über den Klimawandel]
neues_im_nationalpark_bayerischer_wald [2019/10/06 08:01]
gfreund
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 **Interessantes aus dem Geschehen im Nationalpark Bayerischer Wald** **Interessantes aus dem Geschehen im Nationalpark Bayerischer Wald**
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 +=====Nationalpark-Boot hat neuen Ankerplatz=====
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 +{{ https://​www.waidlerwiki.de/​lib/​exe/​fetch.php?​w=120&​h=80&​t=1570348725&​tok=8f5f5c&​media=nationalpark-boot_hat_neuen_ankerplatz.jpg?​200|Die acht Bewohner des früheren Spiegelauer Caritas-Wohnheims bepflanzten gemeinsam mit den Nationalpark-Praktikanten das Holzboot. (Foto: Corinna Holzinger /​Nationalpark Bayerischer Wald)}}
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 +Bewohner des Caritas-Wohnheims Spiegelau sind umgezogen – Bepflanzungsaktion als Abschluss
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 +In den vergangenen Jahren sind die Bewohner des Caritas-Heims Spiegelau im Rahmen einer Kooperation regelmäßig in den Nationalpark zu Besuch gekommen – zuletzt um im Waldspielgelände ein Holzboot aus einem Baumstamm zu bauen. Im Juli ist die Einrichtung mitsamt dem Nationalpark-Boot in das Caritas-Wohnheim St. Franziskus nach Waldkirchen umgezogen. Um diese jahrlange Zusammenarbeit abzuschließen,​ wurde das Boot an seinem neuen Ankerplatz mit einer Bepflanzungsaktion neu gestaltet.
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 +Tatkräftige Unterstützung erhielten die acht Bewohner von Seiten des Nationalparks. Samuel Steinhilber,​ Commerzbank-Umweltbildungspraktikant,​ und Fabio Kastenhuber,​ Teilnehmer am freiwilligen ökologischen Jahr, sind für die Aktion extra nach Waldkirchen gefahren. Im Gepäck hatten sie Heidekraut, Farne, verschiedene Gräser und Moos. Nachdem das Boot bepflanzt war, stand Kaffee und Kuchen auf dem Programm sowie ein Austausch mit den Bewohnern und dem Personal.
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 +„In der langjährigen Zusammenarbeit sind viele interessante Inklusionsprojekte verwirklicht worden, wie zum Beispiel ein riesiges Insektenhotel oder eine bekletterbare Spechthöhle“,​ erklärt Lukas Laux, Leiter der Umweltbildungsarbeit beim Nationalpark. „Wir werden die Bewohner des Caritas-Wohnheims im Waldspielgelände vermissen.“
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 +=====Urwaldkäfer kehrt nach 113 Jahren zurück=====
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 +{{ https://​www.waidlerwiki.de/​lib/​exe/​fetch.php?​w=120&​h=80&​t=1569660426&​tok=601bfe&​media=kaefer_nach_113_jahren_wiederentdeckt.jpg?​200|Eine echte Rarität: Peltis grossa. Der Flachkäfer kann bis zu zwei Zentimeter groß werden. (Foto: Lukas Haselberger)}}
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 +**Sensationsfund im Nationalpark Bayerischer Wald – Peltis grossa ist 16. Urwaldreliktart**
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 +Drei Punkte auf der Deutschlandkarte. Allesamt im Alpenraum. Doch bald kommt ein vierter Punkt hinzu – diesmal im Nationalpark Bayerischer Wald. Die Rede ist von der Verbreitungskarte eines äußerst seltenen Käfers. Wissenschaftlich heißt er Peltis grossa. Ein deutscher Name fehlt der Flachkäferart aus der Familie der Jagdkäfer noch. 113 Jahre lang wurde er im Bayerwald nicht nachgewiesen. Da auch seit der Intensivierung der Käferforschung im Nationalpark vor 13 Jahren kein Exemplar gesichtet wurde, musste man davon ausgehen, dass die Art ausgestorben war.  Nun der lang erwartete Erfolg: Nationalpark-Forschungsleiter Prof. Jörg Müller fand das bis zu zwei Zentimeter große Insekt an einem mächtigen Fichtenstumpf. Damit gibt es nun 16 Urwaldreliktkäfer im Nationalpark – so viele wie nirgendwo sonst in Bayern.  ​
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 +Es ist eine laue Spätsommernacht. Entomologe Lukas Cizek aus Budweis ist am Plöckenstein im tschechischen Nationalpark Å umava unterwegs. Er ist auf der Suche nach dem Zottenbock, ebenfalls ein Urwaldrelikt. Doch anstelle dessen findet er in der Nationalpark-Kernzone fast 20 Exemplare des Peltis grossa. Alle tummeln sich an Borkenkäferfichten,​ deren natürlicher Zerfall vom Rotrandigen Baumschwamm,​ einem Pilz, der Zellulose zersetzt, beschleunigt wird. Gegen 22:30 Uhr teilt er seinem bayerischen Kollegen Müller die Entdeckung via SMS mit. Der geht nicht ins Bett, sondern sucht potentielle Lebensräume in den Nationalparkwäldern auf. Zehn Minuten dauert es, bis Müller die Sensation gelingt. Auf einem Baumschwamm sitzt ein vitaler Peltis grossa. Zuletzt wurde diese Art im Bayerischen Wald im Jahr 1906 bei Spiegelau gesehen.
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 +„Das Geheimnis des Erfolgs liegt in einem kleinen Reliktvorkommen in einem Reservat auf tschechischer Seite, rund 20 Kilometer hinter der Grenze,“ vermutet Müller. „Hier gab es in den 1990er Jahren noch Peltis-grossa-Funde“. Dies zeigt wie wichtig natürliche Spenderflächen für die Wiederbesiedlung sind.
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 +Für große langfristig überlebensfähige Populationen braucht der Käfer vor allem eins: Viel Totholz mit Baumschwämmen. Das findet er mittlerweile in den Nationalparks Bayerischer Wald und Å umava auf großer Fläche – dank Borkenkäfer und Sturmereignissen. Nur deswegen gelang es dem Urwaldrelikt sich aus seinem kleinen urwaldartigen Refugium in die grenzüberschreitende Waldwildnis auszubreiten. ​ Ohne die Philosophie Natur Natur sein lassen, wäre dies nicht möglich gewesen. „Große Schutzgebiete,​ die natürliche Prozesse zulassen, schaffen eben genau die Strukturen, die gefährdete Waldarten wie Peltis grossa dringend benötigen“,​ betont Müller.
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 +Glückwünsche zur Wiederentdeckung kommen auch aus Tschechien. Pavel Hubený, Direktor des Nationalparks Å umava, freut sich nicht nur darüber, dass das Urwaldrelikt sich jüngst in seinem Schutzgebiet wieder ausgebreitet hat, sondern vor allem über den Sprung nach Bayern. „So wird die Nachricht zur grenzübergreifenden Erfolgsgeschichte,​ die einmal mehr zeigt, dass unsere geschützte Natur zusammen Großes bewegen kann.“
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 +Für Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl bestätigt dies ebenfalls den hohen Wert ungestörter Walddynamik auf großer Fläche. „Der Fund erinnert an die Geschichte der Zitronengelben Tramete. Auch dieser höchst gefährdete Pilz hat bei uns in naturnahen Waldreservaten überdauert und sich von dort aus in die Naturzonen des Nationalparks Bayerischer Wald ausgebreitet.“ Die Gemeinsamkeit mit dem wiederentdeckten Flachkäfer:​ Auch die Tramete benötigt große Mengen Totholz.
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 +Der Fund beflügelt übrigens nicht nur die Naturschutzabteilung des Nationalparks,​ sondern auch das Umweltbildungsteam. Demnächst steht nämlich die Neuauflage des 2015 erschienenen Kinderbuchs „Die wilden 14“ an, in dem der Nationalpark als Herausgeber das Thema Urwaldreliktkäfer kindgerecht darstellt. Die neue Version des Buches wird dann jedoch den Titel „Die wilden 16“ tragen. Seit der Erstpublikation wurde neben Peltis grossa nämlich bereits 2017 der Gehörnter Zunderschwamm-Schwarzkäfer mit wissenschaftlichem Namen Neomida haemorrhoidalis im Nationalpark entdeckt.
  
  

neues_im_nationalpark_bayerischer_wald.txt · Zuletzt geändert: 2021/11/10 10:12 von gfreund

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